Nachdem wir euch bereits 10 spannende Fakten zum Senf in der mittelalterlichen Medizin verraten haben, gibt es hier noch Wissenswertes zu seinem Einsatz in der Kulinarik zu lesen:

1.) Sowohl Senfkraut als auch Senfsaat fanden in der mittelalterlichen Küche Verwendung. Das Kraut war laut Hildegard von Bingen ein Arme-Leute-Essen.

2.) In geringeren Mengen galt Senf als harntreibend, in größeren Mengen abführend.

3.) Senf stand in Verdacht, das Hirn zu schädigen, dagegen sollten Mandeln und Essig Abhilfe schaffen.

4.) Kranke und zu Übergewicht neigende Menschen sollten Senf meiden, da man glaubte, er hätte auf sie eine negative Wirkung.

5.) Bereits im 12. Jahrhundert wurde die Haltbarkeitsdauer von Senfsaat mit 5 Jahren angegeben. Danach verlören die Körner ihre Würz- und medizinische Wirkung. Auch heute finden sich ähnliche Angaben zur Verwendbarkeit.

6.) Ursprünglich war die Senfpflanze im Mittelmeerraum beheimatet, sie wurde aber bereits in der Antike auch in Mitteleuropa kultiviert.

7.) Man unterschied bereits damals zwischen schwarzem und weißem Senf und sprach den beiden Sorten teilweise unterschiedliche diätetische Wirkungen zu.

8.) Weißer Senf galt als Potenzmittel: Er sollte sowohl die Libido steigern als auch die Samenproduktion des Mannes anregen. Ein echter Scharfmacher also!

9.) Zweimal gekochte Rüben mit Essig und Senf zubereitet galten als gutes Mittel gegen Beschwerden beim Wasserlassen. Dafür nutzte man (auch) die Kochflüssigkeit.

10.) Senf wurde in der Küche häufig dazu eingesetzt, die Schadwirkungen anderer Speisen auszugleichen: Z.B. sollte damit ein Ekelgefühl beim Verzehr von Schwertbohnen, die Verminderung der Potenz durch Portulak und Melisse, die schlechte Verdaubarkeit von Pastinaken und die Schwere von Gerichten mit Hirn neutralisiert werden. Als Zutat in Kräutersaucen sollte Senf verdünnend und erwärmend wirken.

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Verfasserin: Ylva Schwinghammer
Fotos: Ylva Schwinghammer

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Zotter, Hans: Das Buch vom gesunden Leben. Die Gesundheitstabellen des Ibn Butlan in der illustrierten deutschen Übertragung des Michael Herr. Nach der bei Hans Schott erschienenen Ausgabe Straßburg 1533. Mit 32 getreuen Farbwiedergaben aus dem Tacuinum sanitatis Codex Vindobonensis 2396. Graz: ADEVA 1988.

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