Was verraten mittelalterliche Quellen über Senf und seinen Einsatz in der Heilkunde?
1.) Senf wurden in der Humoralpathologie die Primärqualitäten warm und trocken zugesprochen. Demnach sollte er erhitzend und trocknend wirken und die Kraft haben, Körpersäfte zu verdünnen oder aufzulösen.
2.) Sowohl Kraut als auch Saat der Senfpflanze fanden in zahlreichen Arzneimitteln Verwendung.
3.) Senf galt nicht nur in der Küche sondern auch im Schlafzimmer als Scharfmacher: Es sollte die Libido steigern und die männliche Samenproduktion anregen.
4.) Um Eiterknoten zum Aufbrechen zu bringen, wurde Senfkraut mit Wein und Schmalz zerstoßen und anschließend auf die betroffenen Stellen gelegt.
5.) Stillende Mütter und Ammen sollten weißes Senfkraut essen, da man glaubte, dass es die Milchproduktion anregen würde.
6.) Um Lähmungen der Zunge zu lösen, sollte man Senfkörner kauen und anschließend unter der Zunge festhalten. Gegen Lähmungen an anderen Körperstellen empfahl sich das Auflegen eines Säckchens mit Senfkörnern, das zuvor in Wein abgekocht wurde.
7.) Senfkörner wurden mit Fenchelwurzel abgekocht und anschließend mit Honig versetzt. Diese Arznei verabreichte man bei Krankheiten der Milz und Leber sowie bei Wassersucht.
8.) Um das Hirn zu reinigen, sollte man sich Senfpulver unter die Nase halten, um Niesanfälle zu provozieren, die den Schleim aus dem Körper beförderten.
9.) Gegen Zahnschmerzen und Würmer in den Zähnen wurden Umschläge aus Senfkörnern empfohlen, die in Essig zerstoßen wurden. Senf und Salbei wurde in Honig gekocht getrunken, um Würmer im Magen abzutöten.
10.) Warzen wurden zunächst mit einem Strohhalm ausgebrannt und anschließend mit einem Umschlag aus wilder Kresse und Senf behandelt.
Verfasserin: Ylva Schwinghammer
Fotos: Ylva Schwinghammer
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