Was verraten mittelalterliche Quellen über Salbei?

1.) Salbei galt in der mittelalterlichen Humoralpathologie als heiß und trocken. Als Heilpflanze wurde er daher vor allem gegen schädliche und überschüssige Säfte im Körper sowie durch Kälte verursachte Leiden eingesetzt.

2.) Man unterschied im Mittelalter zwischen wildem Waldsalbei und Gartensalbei. Es wurden sowohl die frischen als auch die getrockneten Blätter verwendet. Letztere galten als ein Jahr lang haltbar.

3.) Hildegard von Bingen sprach dem Salbei eine tröstliche Wirkung zu. Zusammen mit fröhlich stimmenden Rosenblättern zu einem Riechpulver gemahlen sollte er daher gegen Jähzorn eingesetzt werden.

4.) Aus Salbei und Rose wurde mit ungesalzenem Speck eine Salbe hergestellt, die Krämpfe lindern sollte.

5.) Laut Konrads von Megenberg Buch der Natur standen Kröten im Verdacht, gerne Salbei zu fressen. Abhilfe gegen den Schädling im Garten könnten Rautenpflanzen neben dem Salbei schaffen, diese wären für Kröten giftig.

6.) In Tunken und Saucen galt Salbei als appetitanregend. Eines von zahlreichen Rezepten findet sich im Kochbuch Meister Eberhards aus dem 15. Jahrhundert: Salbei, Petersilie und Minze sollten mit Pfeffer und Essig zerstoßen werden. Oft wurden solchen Salbeisaucen auch noch Knoblauch, Ingwer, Zimt oder Nüsse beigemengt.

Auf den Geschmack gekommen? Auf unserem Partnerblog findet sich ein ausführlicher Beitrag inkl. Rezept für eine Salbei-Nuss-Sauce: https://nahrhaftesmittelalter.com/2018/10/16/salbei-nuss-sauce-mehr-als-eine-wuerzsauce/

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7.) Daneben fand Salbei vor allem in Fleisch-, Fisch- und Geflügelrezepten Verwendung und wurde mitunter gemeinsam mit Petersilie genutzt, um Teig eine grüne Farbe zu verleihen.

8.) Getränken wie Wein und Branntwein verlieh Salbei eine besondere Würze. Ein Aufguss aus Salbei war laut Hildegard von Bingen heiß getrunken wirksam geben Harninkontinenz. Zudem wird Salbei in medinischen Schriften als Bestandteil zahlreicher Heiltränke erwähnt, die gegen so vielfältige Leiden wie Gelbsucht, Lungenerkrankungen, Würmer im Bauch oder Mundgeruch eingesetzt werden konnten.

9.) Zerstoßene Salbeiblätter wurden auf Wunden gelegt, um die Blutung zu stillen. Wärmende Wickel aus Salbeiwasser sollten wiederum den weiblichen Monatsfluss anregen.

10.) Auch beim Aderlass erwies sich Salbei als nützlich: Ein in Wein getränktes Salbeiblatt auf die Haut gelegt konnte dabei helfen, die Adern sichtbar zu machen. Gegen die Schläfrigkeit nach dem Aderlass sollten zwei bis drei Blätter im Mund gehalten werden.

Verfasserin: Ylva Schwinghammer
Fotos: Ylva Schwinghammer

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Quellen:
Trude Ehlert: Maister Hannsen des von wirtenberg koch. Transkription, Übersetzung, Glossar und kulturhistorischer Kommentar. Frankfurt/Main: Tupperware 1996.
Anita Feyl: Das Kochbuch Meister Eberhards. Ein Beitrag zur altdeutschen Fachliteratur. Freiburg/Bg. Univ.: Diss. 1963.
Goehl, Konrad: Das Circa Instans. Die erste große Drogenkunde des Abendlandes. Baden-Baden 2015.
Konrad von Megenberg. Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Hrsg. von Franz Pfeiffer. Stuttgart: Aue 1861.
Riha, Ortrun: Hildegard von Bingen: Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Dinge. Rüdesheim/Eibingen 2016.
Das Buch der Natur von Conrad von Megenberg. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. In Neu-Hochdeutscher Sprache bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von Hugo Schulz. Greifswald: Abel 1897.

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